Im Jahr 1883 erbaute Christoph Ludwig Goll (Kirchheim unter Teck) für die Dorfkirche in St. Johann-Lonsingen eine einmanualige mechanische Kegelladenorgel mit sechs Registern. Als Anfang der 1970er Jahre die Kirche samt Orgel abgerissen werden sollte, rettete der in St. Johann ansässige Joachim Wilhelmy das Instrument, das fortan in seinem Privathaus stand. In weitgehender Eigenarbeit erstellte er ein zusätzliches Rückpositiv. Das Pedal, das ursprünglich aus nur einer Oktave Subbaßpfeifen bestand, wurde im Tonumfang erweitert und um zwei zusätzliche Register vergrößert. Aus Verbundenheit zur Technischen Universität Darmstadt schenkte Herr Wilhelmy dieser seine interessante und wertvolle Orgel.
Die Arbeiten der Werkstatt Mühleisen erfolgten in enger Zusammenarbeit mit Orgelbaumeister Wolfgang Braun (Rosenfeld-Bickelsberg). Diese umfassten die Restaurierung der mechanischen Kegellade des Hauptwerks und des Pfeifenwerks von 1883, die Umsetzung der Orgel in die ehemalige Darmstädter Schlosskirche, die heute zur TU gehört, sowie die gründliche technische Überarbeitung der gesamten Anlage.
Windladen und Trakturen der ursprünglichen Goll-Orgel sind erhalten, für Rückpositiv und Pedal wurden zwei neue Schleifladen angefertigt, ebenso die Ton- und Registertrakturen zu diesen Laden sowie der freistehende Spieltisch.
Bei der klanglichen Anpassung  an den neuen Aufstellungsort wurde das historische Pfeifenmaterial Golls behutsam ausgeglichen, um den fülligen und warmen Klang zu erhalten. Das Rückpositiv konnte durch intonatorische Maßnahmen zu einem farbig-vielseitigen Continuowerk mit solistischen Qualitäten weiterentwickelt werden. Mit seinen feinen, nun geradezu historisch anmutenden Klängen steigert und bereichert es den Gesamtklang merklich. Durch die neue Manual-Wippenkoppel können nun die „alten“ und „neuen“ Klänge als Einheit gemeinsam erklingen, gestützt durch das voluminöse, aber gleichwohl sangliche Pedal.


I Hauptwerk C-f'''
Principal   8'
Gedeckt   8'
Salicional   8'
Octave   4'
Mixtur I-III 1 2'
Tutti 2
Manual Kopplung 3
II Brüstungspositiv C-f'''
Gedeckt   8'
Rohrflöte   4'
Principal   2'
Quinte   1 1/3'
Sesquialter II (ab e°)   2 2/3'
Schalmey   8'
Tremulant 4
Pedal C-d'
Subbaß   16'
Flauta Regina 5 4'
Trompete   8'
Kopplung 6

1 ab c° tritt 2 2/3' (konisch) hinzu, ab c' 4'

2 aktiviert alle fünf Register des Hauptwerkes, ohne die Züge zu bewegen (Original Goll 1883)

3 neue Manualkoppel II/I, koppelt ins Pedal durch

4 Kanaltremulant

5 hölzerne Flöte 4´ mit markantem Ansatz, benannt nach der Frau des Vorbesitzers

6 HW-Ped

Das Hauptwerk (Goll 1883) verfügt über eine mechanische Kegellade, die neuen Rückpositiv- und Pedalladen sind Schleifladen.

Temperierung: Janke IV
Stimmtonhöhe: 440Hz bei 18,5°C
Winddruck: 87 mmWS

Beratung: OSV Leonhard Völlm

Die TU-Darmstadt hat einen kurzen Film ohne Worte, aber mit atmosphärischen Bildern und Musik über die Orgel veröffentlicht.