An Pfingsten 2024 erfährt die Heilig-Geist-Kirche in Ostrava-Zábřeh mit der Einweihung der neuen Mühleisen-Orgel ihre Komplettierung. Seit 2007 war die für die Orgel vorgesehene Nische des eindrucksvoll-elliptischen Kirchenbaus leer, der nun ausgeführte Prospektentwurf entstand in Kooperation mit dem Architekten Marek Štěpán. Das Instrument sollte als zweites in der Tschechischen Republik die Klanglichkeit der französischen Romantik zum Vorbild haben. Dieser Aufgabe haben wir uns gerne gestellt – nicht als Kopisten, sondern als mit dem Vorbild kreativ umgehende Neuschöpfer. Was macht unsere Orgel nun aus? Wir freuen uns über den erreichten Klang: geschlossen und dicht, mit viel Wärme und Volumen und dazu voller Poesie. Die Klangfarben sind charakterlich und dynamisch deutlich herausgearbeitet: jede für sich eine Einladung zum Musizieren und Ausprobieren unzähliger Möglichkeiten von lyrischer Verträumtheit bis zu kraftvollen, aber immer vornehmen Ensembles. Für eine französisch inspirierte Orgel sind natürlich die Zungenregister von enormer Bedeutung. Sie verleihen unserem Instrument auf allen dynamischen Ebenen Prägnanz und Farbe und sorgen auch in Verbindung mit der starken Schwellwirkung des Récit für phantastische Steigerungen. Neben den angestrebten symphonischen Qualitäten wurde bei der Klanggestaltung auf das Vorhandensein eines deutlich klassischen Kernes und eine Intonationsweise Wert gelegt, die eine lockere, freie Ansprache des Pfeifenwerks erzielt. Die Windversorgung mit großzügig dimensionierten Faltenbälgen sorgt für unaufdringliches Atmen; der Toneinsatz erfolgt stets weich gestützt und geschmeidig.
Wie in den letzten Jahren schon bei anderen Orgeln unserer Werkstätte suchten wir auch für dieses individuell verwirklichte Instrument einen passenden Namen, der in diesem Falle selbstverständlich französisch sein sollte. Wer die Disposition aufmerksam liest, wird vielleicht ahnen, warum wir uns für „Yvonne“ entschieden haben. Yvonne wurde bereits herzlich in ihrer Gemeinde aufgenommen, und wir bedanken uns bei Pfarrer Vítězslav Řehulka und Jiří Krátký, der als Sachverständiger bei diesem Projekt wirkte, für die angenehme Zusammenarbeit.
Fassen wir zusammen: Yvonne parle bien le français – mit a Weng schwäbisch‘m Akzent.


I GRAND ORGUE C-g'''
Bourdon   16'
Montre   8'
Gambe   8'
Flûte conique   8'
Prestant   4'
Flûte douce   4'
Quinte 1 2 2/3'
Doublette   2'
Fourniture III   2 2/3'
Cymbale III   1'
Trompette   8'
II RÉCIT EXPRESSIF C-g'''
Flûte traversière   8'
Cor de nuit   8'
Viola d´amour   8'
Banquet céleste   8'
Dulciana   4'
Flûte octaviante   4'
Nazard   2 2/3'
Octavin   2'
Tierce   1 3/5'
Basson-Hautbois   8'
Voix humaine   8'
Trémolo  
PÉDALE C-f'
Contrebasse   16'
Soubasse 2 16'
Flûte 3 8'
Violoncelle 2 8'
Bourdon 2 8'
Flûte ouverte 3 4'
Bombarde   16'
Trompette 3 8'
Apparition 4

1 Vorabzug aus Fourniture

2 mechanische Transmissionen aus GO

3 Extensionen

4 12-facher Akkord auf C mit 32'-Wirkung

Copula RÉC/GO
Octaves graves RÉC
Tirasses GO, RÉC et RÉC octaves aiguës

Nebenzüge: Tutti général, Vent de l'esprit (vom Orgelwind bewegtes sanftes Klangspiel)

Spieltraktur und Koppeln mechanisch, Registertraktur elektrisch mit Setzeranlage

Temperierung: modifiziert gleichstufig: "Kathedrale - Jiří Krátký"