Im April 2020 hatten wir die anspruchsvolle Aufgabe, die aus dem Jahr 1968 stammende große Weigle-Orgel der Lorenzkirche in Sankt Georgen zu überholen. Dazu gehörte neben einer turnusmäßigen Ausreinigung auch der Einbau einer elektronischen Setzer- und Koppelanlage, die auch die zuvor nicht vorhandenen Oktavkoppeln ermöglichte.
Nach eingehenden Gesprächen wurde eine weitgehende Umintonation des Pfeifenbestandes beschlossen. Nahezu alle Register waren auf offenem Fuß, aber mit haarfeinen Kernspalten intoniert, so dass viele Register für heutige Ohren kratzig, unfrei und damit wenig ansprechend klangen. Durch Erhöhung der Aufschnitte, insbesondere im Bassbereich, und der Erweiterung der Kernspalten wurde ein entspannter Klang erreicht, der nun deutlich mehr Präsenz und Charakter in den Grundstimmen hören lässt. Die Plena sind weniger scharf, dafür aber durchhörbarer geworden, während das Bassfundament wesentlich an Profil und Tragfähigkeit gewonnen hat. Die anstelle der alten Spillflöte neu eingesetzte Hohlflöte 8´ bereichert das Hauptwerk sowohl als Solist als auch in Begleitfunktionen. Das Schwellwerk erhielt mit Salicional 8‘ eine bisher nicht vorhandene Streicherstimme, eine dazu passende Schwebung ist technisch vorbereitet. Mit der Rückung des Clairon 4‘ zum 8‘ steht jetzt dem Basson 16´ ein vielseitiger Partner zur Seite. Bei geschlossenem Schweller meint man eine Oboe zu hören, während mit geöffneten Jalousien der Eindruck einer runden, aber kräftigen Trompete entsteht. Bei allen Zungenregistern wurden die Aufwürfe korrigiert und die weit geöffneten Stimmschlitze deutlich geschlossen, was einen homogeneren Klang mit merklich verbesserter Stimmhaltung zur Folge hat.
Alle klanglichen Veränderungen wurden als wohlüberlegte Weiterentwicklung und Optimierung der bestehenden Orgel betrachtet. Hierbei war es uns wichtig,  das gut gebaute Weigle-Pfeifenmaterial so weit wie möglich zu nutzen und das vorhandene Potential des Instrumentes auszukosten. Entstanden ist ein Orgelklang, der mit Verve und Profil hoffentlich viele Spielerinnen und Spieler inspirieren kann und gerne gehört wird.
Betreut wurde das Projekt von Prof. Dr. Michael G. Kaufmann. Dem Kantor Jochen Kiene danken wir für die überaus gute Zusammenarbeit während der Orgelarbeiten.


I Hauptwerk C–g3
Bourdun   16'
Prinzipal   8'
Hohlflöte   8'
Oktave   4'
Pommer   4'
Feldflöte   2'
Hintersatz 2-3fach   2 2/3'
Mixtur 5fach   2'
Cornett 5fach   8'
Trompete   8'
II Schwellwerk C–g3
Musiziergedackt   8'
Spitzflöte   8'
Salicional   8'
Vox coelestis (vakant)   8'
Prinzipal   4'
Nachthorn   4'
Rohrnasat   2 2/3'
Blockflöte   2'
Terz   1 3/5'
Sifflöte   1'
Scharf 4fach   1 1/3'
Fagott   16'
Clairon   8'
Tremulant  
III Rückpositiv C–g3
Gedacktflöte   8'
Quintade   8'
Praestant   4'
Rohrflöte   4'
Oktävlein   2'
Koppelflöte   2'
Sesquialter 2fach   2 2/3'
Spitzquinte   1 1/3'
Septime   1 1/7'
Zimbel 4fach   1'
Bärpfeife   16'
Cromorne   8'
Tremulant  
Pedalwerk C–f1
Prinzipalbass   16'
Subbass   16'
Quintbass   10 2/3'
Oktavbass   8'
Gedecktbass   8'
Trichterpfeife   4'
Doppelrohrflöte   2'
Rauschbass 4fach   5 1/3'
Mixturbass 4fach   2 2/3'
Posaune   16'
Trompete   8'
Zink   4'

Koppeln: I/P, II/P, III/P, II/I, II/I 16’, III/I, III/I 16’, III/II, III/II 16’, II/II 16’, II/II 4’
elektronische Setzeranlage, freie Koppeln, Sostenuto II, Walze, Tremulantengeschwindigkeit II einstellbar, Registerfessel
Temperierung: Neidhardt 1724 (große Stadt)