Eine neue Orgel bauen zu dürfen, ist für uns jedes Mal etwas Besonderes. Das muss es auch bleiben, damit jedes Instrument einzigartig werden kann und einen individuell ausgearbeiteten Charakter erhält. Zu diesem trägt die technische Konzeption ebenso bei wie die Festlegung der Disposition, der Entwurf des Prospektes, die handwerkliche Fertigung und Montage aller Komponenten und schließlich die finale klangliche Ausarbeitung am Aufstellungsort.
Für die kath. Pfarrkirche St. Michael in Steinach bei Straubing durften wir eine in allen Teilen neue Orgel bauen: „Stella“. Es handelt sich um eine dynamisch und klangfarblich gut ausgestattete Wechselschleifenanlage, bei der die Manualregister mit Ausnahme des Principalchores schwellbar sind. Das Pedal ist erfreulich reichhaltig besetzt und besteht aus vier Reihen mit mehreren Oktavauszügen.
Der mit viel Geschmack und Feinsinn von Architekt Michael Feil aus Regensburg bis 2019 um- und neugestaltete Kirchenraum hat seit den 1950er Jahren eine ungewöhnliche Kubatur: An das alte Langhaus, in dem ebenerdig neben dem einspringenden Turm Stella steht, schließt sich ein deutlich voluminöserer Bauteil mit Chorraum an. Auch angesichts dieser besonderen räumlichen Situation mit verhältnismäßig wenig Höhe, aber großer Distanz setzt die Intonation einmal mehr auf einen möglichst freien, entspannten Pfeifenklang mit deutlicher Artikulation. Mit ihren 22 Registern ist Stella kein riesiges Instrument, aber im Gesamtklang ergibt sich der Eindruck einer feierlich „großen Orgel“ mit Wärme, Transparenz und Gravität. Die freie Windanlage, die musikalisches „Mitatmen“  zulässt , und die moderat ungleichstufige Stimmung tragen sehr zum lebendigen Eindruck bei, den das Instrument hinterlässt. Die enorme Vielseitigkeit beginnt schon bei den charakterlich sensibel herausgearbeiteten Grundstimmen, von denen hier nur der Flauto amabile mit poetischem Traversflötentimbre (bei nichtüberblasenden Metallpfeifen) erwähnt werden soll oder Flauto dolce mit extrem engen Pfeifen und anmutig verzögerter Ansprache. Die Anregungen für Stellas Klanglichkeit sind in die süd- und mitteldeutsche Orgellandschaft zwischen Barock und beginnender Romantik eingebettet und erfahren hier eine kreative Neuinterpretation. Wir Orgelbauer wünschen uns, dass Stella allen Musizierenden und Hörenden eine wertgeschätzte Wegbegleiterin wird!
Wir bedanken uns bei allen, die unsere Arbeit mit Interesse und Wohlwollen begleitet haben, insbesondere bei Herrn Pfarrer Hagedorn und Prof. Kunibert Schäfer als beratendem Orgelsachverständigen.


MANUAL I C-g‘‘‘
Principal   8'
Flauto amabile 1 8'
Bordun 1 8'
Viola da Gamba 1 8'
Octav 1 4'
Traversflaut 1 4'
Flauto dolce 1 4'
Quinte 1 2 2/3'
Octav 2 2'
Flautino 1 2'
Terz 1 1 3/5'
Mixtur V   2'
Trompete   8'
MANUAL II C-g‘‘‘
Flauto amabile 1 8'
Bordun 1 8'
Viola da Gamba 1 8'
Schwebung   8'
Octav 1 4'
Traversflaut 1 4'
Flauto dolce 1 4'
Quinte 1 2 2/3'
Flautino 1 2'
Terz 1 1 3/5'
Oboe   8'
PEDAL C-f’
Contrabass   16'
Subbass   16'
Octavbass   8'
Bassflaut 3 8'
Violoncell 3 8'
Octav 3 4'
Posaunbass   16'

1 Wechselschleifen

2 Vorabzug

3 Extensionen

Temperierung: Degler 1,5 "symphonisch"
Tremulant auf beide Manuale wirkend
Koppeln (mechanisch): II/I, I/P, II/P, II/I 16', II/II 4'
mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur mit Setzeranlage

Das Manualpfeifenwerk steht bis auf den Principalchor im Schwellkasten.